Willkommen

Die pśěza findet seit dem 30. Januar 2016 wieder im Drachhausener Gemeindekulturzentrum statt, dass passenderweise den Namen „kólasko“ (dt. Spinnrad) trägt. Im Gemeindekulturzentrum ist auch das Dorfmuseum beheimatet, dass sich als besonderem inhaltlichen Schwerpunkt der Flachsverarbeitung widmet. Historische Gerätschaften von der Riffelbank bis zum Webstuhl verdeutlichen den mühsamen Weg der Textilherstellung im Hauswerk, teilweise noch bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts.
Wichtiger Zwischenschritt in der Herstellung von Leinenstoff war das Verspinnen der Flachsfasern zu Garn. Das fand zum Großteil im Winter in der Spinnstube/pśěza statt. Früher Treffpunkt der jungen, unverheirateten Mädchen, war die pśěza ein kommunikatives Zentrum des Dorflebens. Sie war Stätte der Wahrung und Weitergabe von Bräuchen und Traditionen, ein Ort des Arbeitens und Lernens. Sie war aber auch ein Ort für Spiel und Spaß, die Anbahnung von Liebesbeziehungen und späteren Ehen. Ein Ort für Zusammenhalt und Freundschaft. Daran hat sich auch im neuen Jahrtausend nichts
grundlegend geändert. Wichtigstes Novum ist, dass die Teilnehmerinnen nicht mehr zwingend jung und unverheiratet sein müssen. Die Drachhausener pśěza zeichnet sich gerade durch ihre generationenübergreifende Teilnehmerschaft aus. Vom Baby bis zur Oma treffen sich alteingesessene Drachhausenerinnen, Neuzugezogene und Frauen aus benachbarten Dörfern von Oktober bis Aschermittwoch alle 2 Wochen zum Handarbeiten.
Es werden wendische Trachtenteile gestickt, Wolle gesponnen, gestrickt und gehäkelt. Wärend die Kleinsten spielen, tauschen sich die Älteren aus.
Die wendische Sprache und Kultur unseres Dorfes und unserer Region ist dabei ein wichtiger Bestandteil: Wie hieß nochmal zwirnen auf wendisch? Kak sćo něga k tomu gronili? – Wie habt Ihr dazu früher gesagt? Gibt es ein wendisches Wort für das Pleuel da hinten am Spinnrad? Hast Du beim Ostersingen mitgemacht? Was habt Ihr da gesungen? Wie heißt der Wald da am Dorfende? Der hat doch auch einen wendischen Namen? … In ungezwungener Runde kann man so seine wendischen Sprachkenntnisse ausprobieren, oder auch längst Vergessenes aus dem Gedächtnis kramen. Die Dorfgeschichte spielt eine Rolle: Wie war das, als die Umsiedler zu Euch auf die Höfe kamen? Wie seid Ihr damals damit umgegangen? Hattest Du Wendischunterricht, als Du hier in den 60gern in die Dorfschule gegangen bist? Habt Ihr da zu Hause noch Wendisch gesprochen? … Natürlich geht es auch um die Weitergabe der Handarbeitstechniken: Welche Stickstiche habt Ihr früher gestickt? Ihr habt die Antriebsschnur für Eure Spinnräder selbst hergestellt?!? Welche Mittel gibt es heute für die Übertragung von Stickmustern auf Stoff?
Es entstanden so in den vergangenen Jahren einige wendische Halstücher und Rockbänder, warme Pullover und Socken. Aber es wurden auch Bekanntschaften und Freundschaften über die Spintezeit hinaus geknüpft und viel nachbarschaftliche Hilfe und Zusammenhalt gestiftet.